Warum nicht sniefen,
Rrose Sélavy?


Hommage an Marcel Duchamp
zu "Why not neeze, Rrose Sélavy?"

Inst. f. Gegenwartskunst
Mai 1988


Buchillustration Diese Rauminstallation begann mit einem Zuckerwürfel, der mich an die Marmorwürfel aus dem Duchamp'schen Vogelkäfig erinnerte, bzw. mit einer Buchillustration mit dem Titel "je le captive" ("ich fange ihn" - ein Engel über einen Vogelkäfig gebeugt). In der Folge entstand eine großangelegte Rauminstallation, in der ich neben 10 Natriumdampflampen einen Engel auf 11 Overhead-Folien "ausfliegen" ließ:

Die 11 Folien sind mit 44 Nägeln an der Wand befestigt, wobei immer transparenter werdende Folien eine Verflüchtigung des Engels imitieren - der Betrachter landet dadurch immer deutlicher in seinem eigenen Raum, während der Engel seine ihm gemäße Dimension betritt...

Die besondere Frequenz der Natriumdampflampen erzeugt ein monochrom gelbes Licht, das sämtliche Farben überstrahlt und nur mehr Grau- und Gelbwerte zuläßt.

Der Würfel, mit dem ich die Duchamp'sche Situation umkehre (Würfel im Käfig wird zu Käfig im Würfel), dient als Behälter für die 11 Engelbilder und 44 Nägel, zu denen er in subtilem Verhältnis steht: "Der Umfang des Engelbildes ist genau die Summe der Umfänge des Quadrates und des Kreises, wobei die Summe der Flächeninhalte des Kreises und des Quadrats maximal ist (bei fest vorgegebenem Umfang, eben dem Umfang des Engelbildes). Weiters entspricht der minimalste Abstand vom Kreis zum Quadrat der Hälfte der Länge des Spalts. Die Gesamthöhe ist die doppelte Länge des Spalts." Das heißt, die Dimensionen des Würfels wurden mithilfe der Grenzwertmathematik ermittelt, um genau jenen Raum zu (v)ermessen, der sich zwischen Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit befindet. In den Deckel eingelegte Eisendrähte ergänzen (unsichtbar) die eingefrästen Quadrat- und Kreishälften im Würfel, die somit nur im geschlossenen Zustand ein Kontinuum bilden (Raum-Zeit-Kontinuum). Sie werden ausschließlich mittels (wiederum unsichtbarer) Röntgenstrahlung sichtbar.