Die Süße der Schwerkraft



Gobelinsaal der Wiener Staatsoper
Kurator Dr. Markus Brüderlin

Juli 1995




Rauminstallation bestehend aus:

18 Leichtathletik-Hürden in 3 Bahnen á 1,22 m (Hürdenlatten mit Siebdruck bedruckt)
entsprechende Bodenmarkierung (Raummaße: ca. 44 x 8 m)




Installation im Gobelinsaal


Hürdenbretter mit Siebdruck



Text zur Ausstellung:

Rudolf Macher, Monika Laumer

"Durch nichts lässt sich das Einwirken von Gravitation deutlicher wahrnehmen als durch die Widerstände des Körperlichen gegen Bewegung. Hürden erhöhen diese Widerstände, fordern aber zur Überwindung heraus: Die Bereitwilligkeit, mit der wir uns Hindernissen ausliefern, liegt nahezu immer in fiktivem Mehrwert begründet. Doch dieser Gewinn (Erfolg, Ruhm, Geld...) ist trügerisch, lenkt er doch davon ab, welchen Aufwand wir dafür zu treiben bereit sind.

Die fixe Orientierung auf ein Ziel bzw. Resultat entspringt der Angst vor dem unwiderruflichen Verstreichen der Zeit, dem Leben zum Tod hin. Ein derartiger Wettlauf um die Aneignung der Selbstherrschaft mündet nicht selten in eine Flucht aus der Existenz, die durch Anstrengung der Bedeutungslosigkeit zu entkommen versucht und dabei die grenzenlose Selbstverschwendung des Lebens ignoriert. Es ist aber nicht die Leere, die so schwer zu ertragen ist, sondern die Fülle des Lebens am Siedepunkt.

So entstammt die Verachtung der Schwere auch nicht dem Körper, sondern wurzelt in der Wirksamkeit des menschlichen Verlangens nach Metaphysik und dessen Ausformung in der Produktion transzendenter (schwereloser) Inhalte. Doch Leben bedeutet nicht die Reduktion von Sinnlichkeit zugunsten der Vorstellung, sondern vielmehr das Eintauchen der Imagination in die Immanenz des Seins."



Einladungskarte